Große Baumaßnahmen führen oft zu großen archäologischen Ausgrabungen. So auch im Fall des Großbauprojektes an der ICE-Eisenbahntrasse Nürnberg-Ingolstadt. Zahlreiche Ausgrabungen wurden auf dieser Trasse in Bayern durchgeführt. Besonders aufregend war dabei die Entdeckung der Überreste von frühmittelalterlichen Mühlenanlagen im Schwarzachtal bei Greding-Großhöbing.
Die verschiedenen Bauwerke aus Holz waren zwischen dem Ende des 6. und der Mitte des 12. Jahrhunderts n. Chr. errichtet worden. Im feuchten Boden hatte sich das Holz recht gut erhalten. Mittels der Dendrochronologie konnte bei zahlreichen Holzteilen das Alter auf das Jahr genau eingeordnet werden.
Die Wassermühlen dienten in erster Linie zur Mehlproduktion. Ihr Einsatz war wesentlich zeit- und kraftsparender als die ebenfalls nutzbaren Reibsteine oder Handmühlen. Allerdings waren Spezialkenntnisse erforderlich - Kenntnisse, die aus der Römerzeit überlebt hatten. Die Mühlsteine wurden zum Teil von weither bezogen und die Pflege sowie der Unterhalt einer Mühle waren recht aufwändig: So mussten die Wasserzuleitungen sauber gehalten und die Mühlsteine bei vollem Betrieb alle zwei Wochen nachgeschärft werden. Für einen einzelnen Hof rentierte sich der Unterhalt einer solchen Mühle daher nicht, weshalb diese im Frühen Mittelalter meist von mehreren Höfen gemeinsam betrieben wurden.
Reich mit Beigaben ausgestattete Gräber, die in unmittelbarer Nähe zu den Großhöbinger Mühlen gefunden wurden, zeigen, dass deren Betrieb und Unterhalt von reichen Leuten durchgeführt wurde. Sicherlich waren das keine einfachen Müller, sondern wohlhabende Menschen mit weiteren herrschaftlichen Funktionen.