Bei der Ausgrabung eines römischen Gutshofes in der Nähe von Kohlhunden im Ostallgäu wurde eine Erdgrube mit außergewöhnlichen Fundstücken entdeckt: Sie enthielt elf intakte Tongefäße, eine Schreibgarnitur bestehend aus Tintenfass, Federmesser und Wachsspachtel sowie eine Serie von bereits in der Antike absichtlich zerstörten Gefäßen.
Einritzungen auf drei kugeligen Bechern von drei Männern namens Veros, Sturilles und Ducus belegen, dass das gesamte Ensemble als Überrest eines Kultopfers zu deuten ist. Mit den intakten Gefäßen hatte man Herkules und den Ortsgottheiten ein Wein- und Blutopfer dargebracht. Das übrige Geschirr war beim Kultmahl verwendet und anschließend rituell zerstört worden. Die Handlungen waren offenbar mit schriftlichen Aufzeichnungen verbunden. Das dabei verwendete Schreibzeug und alle anderen Überreste des Opferrituals hat man schließlich ebenfalls der Erde übergeben.
Aus den Inschriften auf den Bechern geht hervor, dass es sich um Dankesopfer in Erfüllung eines Gelübdes gehandelt haben muss. Der erste Teil der Handlung bestand nach antikem Brauch aus dem Weinopfer. Dazu diente der kleine Tonkrug, aus dem man das Getränk zunächst in die kleine Tonschale und dann für die Götter auf den Boden ausgoss. Den zweiten Teil mit der Kultmahlzeit stellte man sich als Mahlgemeinschaft mit den angerufenen Gottheiten vor. Verzehrt hat man gebratenen Schweineschinken, Braten von Schaf oder Ziege und Rindfleisch. Davon zeugen die gefundenen, angebrannten Knochen.