Ein rätselhaftes Wesen, halb Mensch halb Löwe, tritt uns hier gegenüber. Welche Bedeutung hatte die Darstellung wohl für seinen Schöpfer oder seine Schöpferin? Das Motiv des Löwenmenschen ist in der Eiszeitkunst bisher auf die Schwäbische Alb begrenzt. Ein weiteres eindrucksvolles Beispiel ist der bekannte und über 30 Zentimeter große Löwenmensch aus dem Hohlenstein-Stadel im Lonetal. Bei beiden Kunstwerken geht es um die Verwandlung eines Menschen in ein Tier. Ist diese Darstellung ein Hinweis auf die Existenz von Schamanen? Menschen also, die in Tiergewändern in Trance verschiedene religiös-kultische Praktiken durchführten und die Geister zum Wohle der Gemeinschaft anriefen?
Auch die Anordnung der Kerben und Punkte auf dem Plättchen ist sicher nicht zufällig. Hatten diese Markierungen einen rein ästhetischen oder einen symbolischen Charakter? Es gibt eine Vielzahl an Deutungen. Häufig werden diese Punkte und Kerben als Mondkalender interpretiert. In Verbindung mit dem Adoranten auf der Vorderseite diente das Objekt möglicherweise auch als Kalender für schamanische Rituale. Sicher ist, dass die Beobachtung des Mondes wie kaum ein anderes Naturphänomen als Gradmesser für den Verlauf der Zeit diente. Das half den Menschen, ihr Leben auszurichten - ein Leben, das eng an den Rhythmus der Jahreszeiten gebunden war.
Was glauben Sie verbirgt sich hinter dem Kunstwerk?