1908 entdeckte der Tübinger Archäologe Robert Rudolf Schmidt bei Ausgrabungen in der Großen Ofnethöhle bei Nördlingen im Ries zwei flache Gruben. Diese enthielten die Schädel von 14 Erwachsenen und 20 Kindern aus der Zeit von etwa 6800-6500 v. Chr., sprich der jüngeren Mittelsteinzeit. Alle Schädel blickten in Richtung des Ein- bzw. Ausganges der Höhle.
Die restlichen Körperteile fehlten weitestgehend. Die erhaltenen Unterkiefer und Halswirbel sowie Schnittspuren geben einen Hinweis darauf, dass sie bereits vor der Bestattung abgetrennt worden sein müssen. Schwere Brüche an manchen Schädeln deuten zudem auf einen bewaffneten Konflikt hin.
Belege für eine anrührende Totenfürsorge sind die Beigaben in den Gruben: Spuren von Hauben mit kleinen aufgenähten Flussschnecken und Ketten mit aufgereihten Eckzähnen von Rothirschen, sogenannten Grandeln.
Solche Kopfbestattungen sind in Europa äußerst selten, es sind nur wenige Beispiele bekannt. In Westasien hingegen waren sie bis in die Jungsteinzeit hinein durchaus verbreitet. Hier konnten die Schädel sogar mit Ton überformt und so quasi zu neuem Leben erweckt werden.
Schädel Leihgabe der Staatssammlung für Anthropologie München