Nach dem Tod zerfallen die Körper von Menschen und Tieren auf natürliche Weise. Nur unter besonderen Umständen findet dieser Prozess, die Verwesung, nicht oder nur teilweise statt: Und zwar wenn die Körper mumifiziert werden. Dabei unterscheidet man zwischen einer künstlichen und einer natürlichen Mumifikation.
Diese Moorleiche entstand durch einen natürlichen Vorgang: Durch die Humin- und Gerbsäuren im Moor wurden der Holzsarg, die Haut, das Gewebe und die Haare gegerbt und konserviert. Gleichzeitig verhinderten die Säuren das Wachstum von Bakterien, die organisches Material wie Fleisch zersetzen. Mikroverhältnisse im Moor waren dafür verantwortlich, dass das Fleisch am Schädel und den Unterarmknochen nicht erhalten ist.
Von der Bekleidung dieser Frau haben sich größere Teile erhalten, allerdings lässt sich das genaue Aussehen der Kleidung nicht mehr genau rekonstruieren. In einem sensationell guten Erhaltungszustand sind jedoch die Stiefel, übrigens Schuhgröße 36! Für den Schaft wurde ein weiches Ziegenleder verwendet. Das Fußoberteil, die Sohle und die eingenähten Kappen an den Fersen bestehen dagegen aus strapazierfähigem Rindsleder. Die Ledersohlen waren sehr dünn. Man geht davon aus, dass solche Sohlen schon nach einem halben Jahr durchgelaufen waren. Auch die Stiefel der Moorleiche wurden bereits einmal geflickt: Sie finden die Reparaturstelle an der rechten Ferse!
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Das Wetter damals war für Juli nicht normal.
"Es war richtig bitterkalt, es war neblig und man sieht ja auch auf den Fotos, dass die Leute, die da waren, dick angezogen waren. Es war früh morgens, wir waren in der Frühschicht je drei Mann auf dem Bagger: der Baggerführer und zwei Helfer. Ich war einer der Helfer, als wir die Leiche fanden."
Das Team stieß auf ein Stück Holz. Das ist durchaus normal in einem jungen Hochmoor, da dort sehr viele alte Wurzeln im Boden sind. Der Baggerführer Samuel Gunsch sagte zu Jürgen Krätzig: "Jürgen geh runter in die Grube, guck mal nach."
"Das bedeutet, dass man mit einem Grabscheit oder mit einem Spaten runter muss in diesen ich sag mal Torfsumpf, um dann eine Wurzel zu identifizieren und die dann irgendwie raus zu machen. Meistens macht man das zu zweit und bei der Gelegenheit haben wir eben dann gemerkt, dass wir etwas gefunden hatten, was eigentlich untypisch war. Wir haben nämlich ein Stück Holz gesehen, ein Brett."
Sie wollten das Brett rausholen, haben zu zweit versucht, es hochzuwuchten.
"Aber da haben wir gemerkt, dass es zu schwer war. Also haben wir den Bagger erstmal fünf, sechs Meter zurückgesetzt und sind dann wieder runter in die Grube, auch Herr Samuel Gunsch, der Baggerführer. Der hat sich das angeguckt und hat dann nach oben gerufen: 'Bringt mal ne Taschenlampe!' Und dann werde ich nie vergessen, als er plötzlich sagte: 'Um Gottes willen, da liegt ja Oana drin! Jürgen ruf den Alten an, wir brauchen hier Unterstützung.'"
Der "Alte" war der Betriebsleiter Ludwig Krätzig, der Vater von Jürgen. Gesagt getan. Das erste, was Ludwig Krätzig sagte, war: "Hier muss die Polizei her, des ist ein Leichenfund.' Die wurde kontaktiert und kam auch umgehend zur Fundstelle. Der Polizeichef der damaligen Wache in Schongau, ein Jagdfreund von Krätzig senior, meinte nur: "Ludwig, da sind wir nicht mehr zuständig."