1907 stieß der Kelheimer Laienforscher Joseph Fraunholz bei Schürfungen in der Oberen Klausenhöhle bei Neuessing auf dieses Bruchstück eines Mammutstoßzahnes. Knapp 9 cm lang war es und mit auffälligen Ritzlinien versehen. Es stammte aus einer etwa 14.000 bis 18.000 Jahre alten Fundschicht. Bei genauerer Begutachtung zeigte sich, dass es sich bei den Ritzen um die Gravur eines Mammuts handelte.
Die Elefanten von heute sind die nächsten Verwandten der kaltzeitlich ausgestorbenen Mammuts. Bei diesem hier sticht auf den ersten Blick die zottige Behaarung an Bauch und Beinen ins Auge. Von dort folgt man der Rückenlinie bis zum nach unten geneigtem Kopf mit dem langen Rüssel. Die angedeuteten langen Stoßzähne zeigen, dass ein Mammutbulle dargestellt werden sollte.
Die Deutungen solcher Tiergestalten sind sehr vielfältig. Sie reichen von einfachen erzählerischen Abbildungen von Jagderlebnissen über Spuren von Jagdmagie bis hin zu Äußerungen sogenannter animistischer Rituale, bei denen der Glaube vorherrschte, dass auch unbelebte Objekte eine Seele besitzen. Tatsächlich werden derartige Tiergestalten aber in ein vielseitiges Beziehungsgeflecht zwischen Jagdbeute und verehrtem Mitgeschöpf eingebunden gewesen sein.
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„Nur wer Künstler ist, ist Mensch – jeder Mensch ist ein Künstler“
So formulierte es der deutsche Künstler Joseph Beuys. Und tatsächlich: Während von Neanderthalern zwar exzellente Jagdwaffen und Werkzeuge aus Knochen und Stein erhalten sind, lässt sich echtes Kunstschaffen erst mit dem Homo sapiens sapiens, sprich dem Jetztmenschen, verbinden.
Die frühesten Zeugnisse, die etwa 50.000 Jahre alt sind, spiegeln bereits erstaunliche Vielfalt wider: Einerseits handelt es sich um zeichnerische oder plastische Darstellungen von Tieren – meist Jagdwild aus dem Alltag der eiszeitlichen Nomaden. Oder aber um Rituale, mittels derer die Menschen Kontakt zu Geistern der belebten und unbelebten Umwelt aufnahmen. Grafische oder plastische Darstellungen menschlicher Körper wurden von Archäologen oft mit Fruchtbarkeitsritualen verbunden. Tier-Mensch-Mischwesen deuten jedoch an, dass die Interpretationen auch in andere Richtungen weisen könnten.
Neben Bildwerken gehörte auch Musik zum Leben der eiszeitlichen Menschen. Flöten aus Knochen spielten eine wichtige Rolle.
Auch Alltagsgegenstände wurden ornamental bzw. farblich verziert, um dem ästhetischen Empfinden ihrer Nutzerinnen und Nutzer zu entsprechen. In diesem Grundbedürfnis erscheinen unsere Vorfahren aus der letzten Eiszeit sehr vertraut.