„Kleider machen Leute“ – das gilt heute genauso wie vor 5500 Jahren in einem kleinen Dorf am Loosbach, einem Zufluss zum Lech. Durch die Lage in einem moorigen Gebiet hatten sich nicht nur die Grundrisse der hölzernen zweiräumigen Blockhäuser mit Öfen und Feuerstellen erhalten, sondern auch Textilreste.
Dieses recht unförmige Textilstück stammt aus dieser Zeit und ist ein echter Sensationsfund: der älteste Hut Bayerns! Es handelt sich um einen sogenannten Spitzhut. Man kann recht genau rekonstruieren, wie er ursprünglich aussah: Das Innere des Hutes war aus Leinen geflochten. Die Außenhaut bestand aus Baststreifen aus Eichenrinde, die an der Spitze des Hutes in einem Lederstück mit Fransen zusammengefasst waren. Von diesen Baststreifen perlte das Wasser ab, so dass der Hut seine Besitzerin oder seinen Besitzer wirksam vor Regen schützte.
Solche Kopfbedeckungen haben sich äußerst selten erhalten und sind damit eine Besonderheit. Knapp 500 Jahre älter sind ähnliche spitze Kappen von Hornstaad aus dem Bodensee. Besondere Aufmerksamkeit erregte die im Gletschereis konservierte Fellmütze der Gletschermumie „Ötzi“, die etwa 250 Jahre jünger als die Funde aus Pestenacker ist.
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111 Fundstellen in Österreich, Deutschland, Slowenien, Italien, Frankreich und in der Schweiz zählen seit 2011 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sie wurden unter dem Namen „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen vom 5. bis zum 1. Jahrtausend v. Chr.“ zusammengefasst. Bayern besitzt drei solcher Stätten: Zum einen die beiden in den moorigen Bachauen gelegenen, etwa 5500 Jahre alten jungsteinzeitlichen Feuchtbodensiedlungen von Pestenacker und Unfriedshausen, nahe Landsberg am Lech. Beide bestanden aus kleinen quadratischen Holzgebäuden in Blockbauweise, die bei Bränden zerstört wurden.
Und dann ist da noch die „Roseninsel“. Sie ist die dritte UNESCO-Stätte in Bayern. Bereits im 5. Jahrtausend v. Chr. begann die Besiedlung der heute nach ihrem blütenreichen Garten benannten Insel in Wörth im Starnberger See. Mehr als 170 Jahre archäologischer Forschung zeigen, dass hier neben jungsteinzeitlichen Dörfern auch in der Bronze- und Eisenzeit Menschen am Seeufer gelebt und Gebäude auf Pfählen errichtet hatten.
Wichtig für den weiteren Erhalt dieser seltenen Siedlungsspuren ist der Schutz vor dem direkten Eingriff des Menschen. Denn die Landwirtschaft sowie das Fahren und Tauchen in Gewässern gefährden das Weltkulturerbe. Ebenso das im Zuge des Klimawandels auftretende Trockenfallen von Gewässern, bei dem sich das Wasser zeitweise oder auch dauerhaft vom Land zurückzieht.