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Keltischer Baumkult im Kasten

Goldbäumchen
Jüngere Eisenzeit
3. Jh. v. Chr.
Manching, Lkr. Pfaffenhoden a.d.Ilm

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Diese filigranen, mit Ornamenten versehenen Goldreste wurden 1984 im Zentrum des Oppidums von Manching gefunden. Sie stammen aus dem Zentrum der 380 Hektar großen Keltenstadt aus den letzten Jahrhunderten vor Christi Geburt, die mit einer sieben Kilometer langen Mauer befestigt war.

Die Goldbleche lagen zusammen mit einem goldumwundenen Stab und vergoldeten Bronzeblättern in einer eisenzeitlichen Grube. Aus ihnen rekonstruierten Archäologen und Restauratoren ein 70 cm hohes Bäumchen mit geschwungenem Stamm und einem Seitenast. Es wird als ein mit Efeu umrankter Eichenspross interpretiert.  Mit den Goldresten fanden sich Bruchstücke eines Gestells aus Bronze und Eisen. Sie gehörten wohl zu einem goldbesetzten, in typisch keltischem Stil verzierten Holzkasten, in dem das Bäumchen lag. Die Ausstellungsvitrine gibt die frühere Lage des Stammes in dem Kästchen wieder.

Der Ort, an dem das Bäumchen deponiert wurde, spielte für die Planung der Keltenstadt offenbar eine zentrale Rolle: Die Strecke zwischen Südtor und dem Depot des Kultbäumchens wird durch die Lage des Manchinger Zentraltempels exakt halbiert. Das Osttor wiederum bildet mit diesem Tempel und dem Südtor ein Dreieck mit drei gleich langen Seiten.

Die geometrische Struktur und der Plan der Keltenstadt von Manching unterlagen also festen kultischen Normen. Die rituelle Vergrabung des Goldbäumchens dürfte für die kosmologische Konstruktion der Stadt mit Zirkel und Maßschnur von zentraler Bedeutung gewesen sein.

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