Säulenmonumente, die Statuen des reitenden oder thronenden Jupiters trugen, wie das gezeigte Beispiel aus Obernburg am Main, waren in den römischen Provinzen am Rhein während des 2. und 3. Jahrhunderts eine sehr beliebte Weihegabe. Sie konnten Höhen bis zu acht Metern erreichen und bestanden aus einer festgelegten Abfolge von Einzelelementen: einem Sockel, dem Viergötterstein mit der Darstellung je einer Gottheit auf jeder der vier Seiten, dem Zwischensockel, dem Säulenschaft, dem Kapitell und zuoberst der Götterfigur. In der Gestaltung dieser so genannten Jupitersäulen sind Vorstellungen des keltischen Baumkultes und Formen römischer Weihedenkmäler miteinander verschmolzen.
Im Laufe des 3. Jahrhunderts führten schwere wirtschaftliche, politische und militärische Krisen zu Unruhen und Aufständen. Der Zorn der Bevölkerung und des Militärs entlud sich in Zerstörungen und Plünderungen. Er richtete sich auch gegen Götterbildnisse, vor allem gegen diejenigen des höchsten Staatsgottes Jupiter. Den Gottheiten auf den Viergöttersteinen der Jupitersäulen wurden dabei die Köpfe abgeschlagen, die Monumente anschließend umgestürzt. Dabei riss man die verbauten Metallteile wegen ihres Wertes heraus. Später versenkte man die Steinblöcke in halb verschüttete Brunnen oder andere tiefe Gruben.
Früher hat man den Bildersturm christlichen Eiferern oder eingedrungenen Barbaren zugeschrieben. Am Limes kommen Christen aber zu dieser Zeit noch nicht in Betracht. Dass die plündernden Germanen einen solchen Arbeitsaufwand betrieben hätten, ist kaum anzunehmen.
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Eine gezielte öffentliche Zerstörung von Götterdenkmälern und religiösen Bildwerken hat es keineswegs nur in der Antike gegeben. Während der Reformation im 16. Jahrhundert haben religiöse Eiferer in vielen Städten systematisch Heiligenbilder gestürzt oder mit Hammerschlägen verstümmelt. Damit sollten im Sinne einer reinen Lehre Zeichen gegen den überbordenden Marien- und Heiligenkult gesetzt werden.
Mit dem Kriegsende 1918 zerfiel die österreichisch-ungarische Monarchie der Habsburger. Auf einem Teil ihres ehemaligen Territoriums entstand der Tschechoslowakische Staat. Damals stürzte und zerschlug ein aufgebrachter, nationalistisch gesinnter Mob die prachtvolle barocke Mariensäule in Prag. Der Habsburger Kaiser Ferdinand III. hatte sie im Jahr 1650 gestiftet. Sie sollte an die glückliche Rettung Prags vor einem Angriff schwedischer Truppen am Ende des 30jährigen Krieges erinnern.
Die durchaus christliche Bevölkerung Prags betrachtete das Monument aber Anfang des 20. Jahrhunderts als Symbol für die Unterdrückung ihrer slawischen Nation durch die Habsburger. Zumal die Habsburger seit 1526 auch die Böhmische Königskrone trugen. Mit diesen politischen Hintergründen vermischten sich zugleich religiöse: Habsburg stand für den romtreuen Katholizismus, während die von Prag ausgehenden Reformbemühungen mit der Verbrennung von Jan Hus als Ketzer auf dem Konzil von Konstanz 1415 und den anschließenden Hussitenkriegen durch die Papstkirche brutal niedergeschlagen worden waren.
Wie der Säulensturz von 1918 zeigt, können die Motive für die Zerstörung religiöser Denkmäler politischer wie religiöser Natur sein und sich zudem auf lange zurückliegende Geschehnisse beziehen. Oftmals sind mehrere Ebenen untrennbar miteinander verwoben.