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Die Kuh im Schacht

Kuhskelett aus einem gezimmerten Schacht
13. Jh. n. Chr.
Marienhof

02:45

Schauen wir noch mal an den Marienhof. Haben Sie gewusst, dass die erste Stadtmauer von München gleich hinter dem heutigen Rathaus, quer über den Marienhof verlief? So klein war die erste Stadt! Und sehr schnell auch schon zu klein, denn bereits kurze Zeit nach dem Bau der ersten Stadtmauer im 12. Jahrhundert wurde knapp außerhalb der Stadtmauer ein Brunnen gebaut, im Jahr 1261 war das. Das Fälldatum der Stämme, die man aus dem Voralpenland hergeflößt hatte, konnte anhand der Baumringe genau ermittelt werden.  Vielleicht noch während der Bauzeit stürzte unter ungeklärten Umständen eine Kuh in den Schacht. Oder wurde sie absichtlich hineingeworfen um den Brunnen zu vergiften? Das Grundwasser war jedenfalls nach dem Kuh-Sturz verseucht und nicht mehr verwendbar. Man füllte den Schacht mit einer über zwei Meter starken Erdschicht auf und dichtete den verwesenden Kuhkadaver quasi damit ab. Anschließend wurde der Schacht als Latrine und als Müllcontainer genutzt. Er war bis in das 18. Jahrhundert in Gebrauch. Zunächst befand er sich im Hinterhof eines Gebäudes in der Theatinerstraße 52, später in einem Keller desselben Gebäudes. Die Adresse Theatinerstraße 52 existiert heute nicht mehr, denn das Stadtviertel am Marienhof wurde im zweiten Weltkrieg komplett zerstört und nicht wiederaufgebaut. Der Kuh haben die Museumsleute übrigens einen Namen gegeben – sie heißt Heidi und ist trotz ihres tragischen Schicksals das absolute Lieblingsobjekt aller Museumsmitarbeiter.

Ganz in der Nähe dieses Schachtes spielt eine alte Münchner Sage, nämlich die vom Spiegelbrunnen. „…Es soll hier ein Brunnen, vermutlich ein Ziehbrunnen gewesen sein, Eines Tages drang ein schrecklicher Geruch aus diesem Brunnen und alle, die in den Brunnen blickten, fielen auf der Stelle tot um. Niemand konnte sich erklären, was der Grund dafür war – und niemand konnte nachsehen ohne sein Leben zu riskieren. Da hatte man den Einfall, einen großen Spiegel über dem Brunnen aufzuhängen. Da erkannte man die Ursache allen Übels: auf dem Grund des Brunnens saß ein Basilisk, der mit seinem Blick alle tötete. Als sich aber das Ungeheuer im Spiegel erblickte, war es selbst um es geschehen – und München von dem bösen Wesen befreit...“

Ob das Unglück der in den Schacht gestürzten Kuh damit etwas zu tun hat?

Rinderskelett Leihgabe der Staatssammlung für Paläoanatomie München

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