Die Archäolog:innen können gut beobachten, wie sorgfältig die Menschen der Vorzeit und des Mittelalters mit Rohstoffen und Objekten umgegangen sind. Lederschuhe und Gewandstücke wurden mehrmals geflickt und neu zusammengesetzt, alte Metallobjekte und auch Glas wieder eingeschmolzen, um etwas Neues daraus herzustellen, also quasi recycelt. Weggeworfen wurden nur Objekte die nicht mehr wiederherstellbar oder nicht mehr brauchbar waren, Tongefäße z. B. wenn sie völlig zerscherbt waren oder aber wenn- wie in diesem Fall ein Küchen-Unglück passiert war. Der Topf stammt aus dem 14. Jahrhundert n. Chr., also aus dem späten Mittelalter und er war in einer Latrine am Marienhof gelandet. Das ist nicht verwunderlich, denn Latrinen waren damals nicht nur Plumpsklos, sondern auch Abfallschächte, in denen man Alles entsorgte, was nicht mehr nutzbar war – von Mülltrennung war da natürlich noch nicht die Rede.
Gekocht wurde damals auf einem offenen Feuer und das Tongefäß zeigt deutliche Spuren davon an seiner Außenseite. Besonders aber der Inhalt hat es in sich: der ist nämlich derart fest am Boden angebrannt, dass man ihn dort nicht mehr lösen konnte und dann das ganze Haferl entsorgen musste.
Was jetzt für einen Außenstehenden wie ein schwarzer teerartiger Baatz im Innern ausschaut, ist für Archäolog:innen eine wahre Fundgrube, denn anhand der Reste im Haferl kann man eine spätmittelalterliche Münchner Süßspeise rekonstruieren: darin befanden sich nämlich die Kerne bzw. Samen der unterschiedlichsten Obstsorten wie Pflaumen, Zwetschgen, Schlehen, Äpfel, Himbeeren und Brombeeren.…..Offenbar wurde das Fruchtmus im Spätsommer eingekocht worden und dabei angebrannt..
Ein feines Obstmus also, man kann es sich auch heute noch gut zu einem Schmarrn, vielleicht sogar einem Kaiserschmarrn vorstellen.